Wissenswertes über den Weißstorch
Die Verwandtschaft - Störche der Gattung Ciconia
Die Gattung Ciconia umfaßt sieben Arten.
• Der Schwarzstorch (C. nigra) bewohnt die gemäßigte Zone Eurasiens bis zum Ussuri. Außerdem
gibt es einige Brutvorkommen von Sambia bis Südafrika.
• Der Regenstorch (C. abdimi) lebt in den trockenen Teilen Afrikas und in SW-Arabien.
• Der Höckerstorch (C. stormi) ist ein seltener Bewohner des Raumes zwischen Borneo, Sumatra
und Malaysia.
• Der Wollhalsstorch (C. episco-pus) ist weit verbreitet, aber nirgends zahlreich. Er kommt im
tropischen Afrika und von Indien bis zu den Philippinen und den Sundainseln vor.
• Der Maguaristorch (C. maguari) bewohnt Südamerika östlich der Anden, von Guyana und
Kolumbien südlich bis Argentinien.
• Unser Weißstorch (C. ciconia) brütet von Marokko, Spanien und Mitteleuropa bis zum Iran, eine
kleine Population auch in Südafrika.
• Der Schwarzschnabelstorch (C. boyciana) lebt in Südostsibirien und Teilen von Nordost-China,
früher auch in Japan und Korea. Er zieht im Winter bis Süd- und Südost-China.
Allgemeine Informationen über den Weißstorch Gewicht des ausgewachsenen Storches: 3 - 5 kg
Erreichbares Alter: 25 - 30 Jahre
Flügelspannweite des ausgewachsenen Storches: 180 - 200 cm
Lebensraum: Offene Niederungsgebiete und Flußauen mit hohem Grünlandanteil. Wichtig ist das Vorhandensein von Feuchtwiesen, Weideland, gemähten Futter und Heuwiesen. Günstig sind auch Tümpel, Überschwemmungsbereiche und andere Feuchtgebiete.
Nest, Eier und Junge
Wenn sich nach der Anreise der Altstörche ein Storchenpaar gefunden hat, geht es alsbald an den Nestbau oder die Besiedelung vorhandener Nester. Als Neststandort werden Bäume, Felsen, menschliche Bauwerke, die eine Horstunterlage bieten, Strommasten wie auch hohe Stangen und Pfähle mit Horstunterlage gewählt. Beide Altvögel bauen an dem Nest, für das sie zunächst aus Ästen und Zweigen einen mächtigen Unterbau schaffen. Die Nestmulde wird dann mit Laub, Heu, Stroh, Grasbüscheln u. dgl. ausgepolstert.
In das Nest werden dann die weißen, ungefleckten und leicht verjüngten Eier gelegt, deren Abmessungen in etwa einem Gänseei entsprechen und im Durchschnitt 73 x 51,8 mm betragen. Die durchschnittliche Gelegegröße beträgt 3-6 Eier, gelegt wird im Abstand von etwa 48 Stunden. Beide Eltern brüten. Die Brutdauer beträgt ca. 32 Tage.
Das frischgeschlüpfte Junge wiegt etwa 70 bis 75 Gramm. Die Küken können nach 10 bis 14 Tagen auf Fersen und dem Steiß hocken, jetzt heben sie auch mühelos den Kopf.
Nach etwa 9-10 Wochen sind die Jungstörche flügge.
Der Storch - ein Allesfresser an fleischlicher Nahrung, die Beutetiere:
Der Weißstorch ist kein ausgesprochener Nahrungsspezialist. Er hat ein breites Nahrungsspektrum. Je nach Jahreszeit bevorzugt er die Beute, die am leichtesten zu fangen ist.
a) Feldgrille, b) Heuschrecke, c) Raupen, d) Käfer, e) Käferlarven, f) Aas, g) Braunfrösche,
h) Eidechsen (und Blindschleichen), i) Schlangen (giftige und ungiftige), j) Mäuse (und Ratten),
k) Maulwürfe (und Spitzmäuse), l) Mauswiesel (aber auch Ziesel, Hamster und Bisam).
Ganz erheblich, besonders zur Zeit der Jungenaufzucht, ist der Anteil an Regenwürmern (m).
Entgegen landläufiger Meinung bilden Braunfrösche (Gras- und Moorfrosch) einen relativ geringen Anteil der Storchennahrung. Grünfrösche (Wasserfrösche) werden weitgehend gemieden.
Zugwege und Lebensräume
Die Zugwege des europäischen Weißstorches (Ciconia ciconia). Karte nach Creutz (1985), ergänzt und leicht verändert.
Obwohl nur wenig temperaturempfindlich, ziehen die Weißstörche in ein zumeist in Afrika gelegenes Winterquartier, das bis zu 10.000 km entfernt liegt. Im August / Anfang September treten unsere einheimischen Weißstörche ihre lange Reise an, für die sie etwa 3 Monate benötigen.
Als ausgesprochener Segelflieger nutzt der Storch die aerodynamischen Vorteile der vertikalen Luftströmungen (Aufwinde). Das Überqueren ausgedehnter Wasserflächen wird vermieden, da dies anstrengenden Ruderflug erfordert. Dagegen können hohe Gebirge bei vorhandener Thermik überquert werden. Das Mittelmeer wird im Westen und Osten umflogen. Das bedingt in Mitteleuropa einen nach Südwesten und Südosten getrennten Wegzug und damit sogenannte Zugscheiden. Im südwestlichen Teil der Iberischen Halbinsel und Westteil Marokkos gibt es ganzjährig anwesende Storchenpopulationen.
Die Jungstörche verbleiben bis zu ihrer Geschlechtsreife mit 3 - 4 Jahren in Afrika und kehren dann zumeist in die Nähe ihres Geburtsortes zurück. In den letzten Jahren sind auch schon Störche beobachtet worden, die mit 2 Jahren geschlechtsreif waren. Die aus dem Winterquartier zurückkehrenden Jung- und Altstörche treffen dann ab März / April wieder bei uns ein.
Wahrscheinlich erst seit den letzten vierzig Jahren besteht eine kleine Brutpopulation im südlichen Südafrika. Erst durch die seit Beginn des 20. Jahrhunderts planmäßige Beringung ergaben sich die heutigen Kenntnisse über Zugwege, Zugscheiden und Überwinterungsplätze.