"Die Rheinpfalz" - Marktplatz Regional - vom 18.07.2012

Wenn die Störche doch die Kinder bringen

STEINFELD: Bei einer Exkursion des Storchenvereins spürten die Teilnehmer den großen Vögel nach

Ganz nah: Bei der Exkursion des Storchenvereins erlebten die Kinder die Störche in der natürlichen Umgebung.

Sie machten sich auf, deren Futtertiere unter die Lupe zu nehmen.

FOTO: ALLMANN-STÜBINGER

Ganz nah dran waren am Samstag sieben Kinder auf einer Exkursion mit dem Storchenverein in Steinfeld: Sie spürten Jungstörchen nach und beobachteten sie in ihrer natürlichen Umgebung. Und weil man Störche eigentlich immer nur von Weitem sieht, war das ein besonderes Erlebnis.

Den Kindern stand mit dem Ersten Vorsitzenden Horst Taraschewski, der Zweiten Vorsitzenden Gabriele Meder-Schumacher, den Mitgliedern Günter Riehl und Thomas Schneider geballte Storchen-Kompetenz zur Verfügung. Und die nutzten das für Fragen aus: „Wie kann man weibliche und männliche Störche unterscheiden?” - „Wann werden sie flügge?” Oder: „Sind

Frösche die einzige Nahrung?” Mit zwei 13 Wochen alten Jungstörchen zeigte Gabriele Meder-Schumacher gleich die Fress-und Lebensgewohnheiten und erklärte viel: Käfer, Heuschrecken und alles, was kreucht und fleucht, werde von Störchen aufgegabelt.

Damit die Weißtörche hier-

bleiben können, brauchen sie

nahrhafte Jagdgründe

Das liebste Fressareal der Störche ist die frisch gemähte Wiese. Dort folgen sie dem Bauern gern, sagte Thomas Schneider. Schließlich würden durch das Mähen Insekten und kleine Tiere aufgescheucht, flögen hoch und dem Storch manchmal direkt in den Schnabel. „Die Störche sind auch Fleischfresser”, erläutert er weiter. „Sie mögen Mäuse und haben gegen Schlangen

auch nichts einzuwenden.” Sogar ein kleines Kaninchen wurde schon von einer Storchenmutter an ihre Jungen verfüttert, haben Mitglieder des Storchenvereins beobachtet.

Nach der Fütterung ging es an die Nahrungsgebiete etwas außerhalb von Steinfeld. Zwanzig Biotope hat der Storchenverein seit seiner Gründung 1989 als Lebensgrundlage für die Störche geschaffen. Mit Keschern, Lupenbechern, Sieb und Eimerchen gingen alle auf Beutezug. Fündig wurden die Insektenjäger bei einem Feuchtgebiet, mitten in der übermannshohen

Pflanzenwelt. Eine wunderschön schillernde Libelle, buntglänzende Rosenkäfer, Heuschrecken oder Wanzen gingen in die Netze, wurden eingehend betrachtet und genauestens erklärt - um danach wieder in die Freiheit entlassen zu werden.

Schriftführer Günter Riehl erklärte zum Abschluss schmunzelnd: „Früher hieß es: Die Störche bringen die Kinder. Das wurde stets belächelt, aber wenn man sich dies mal genauer betrachtet, ist es eher so, dass die Menschen und Störche sich dort niedergelassen haben, wo es für beide ideale Lebens- oder Wohnmöglichkeiten gab. Und nachdem sie sich eingerichtet

haben, kamen danach auch meist die Kinder.” Mit der Exkursion lockte der Storchenverein an diesem Wochenende schließlich auch Kinder ins Naturparadies. Der Verein hat mittlerweile mehr als 200 Mitglieder, sogar über der Grenze nach Frankreich. Er bemüht sich, mit Vorträgen, Wanderungen oder Exkursionen auf die Natur aufmerksam zu machen. Vor allem hat er sich zur Aufgabe gemacht, den Weißstorch im Wiesental zwischen Schweighofen und Kandel wieder anzusiedeln. Dies kann auf Dauer nur erfolgreich sein, so der erste Vorsitzende Horst Taraschewski, wenn der Storch auch dort seine Nahrung in Wiesen, Teichen oder der Schilfffläche wiederfindet und sich hier wohl fühlt. (alve)

Infos

Mehr zum Verein und seinen Angeboten unter www.storchenverein.de .