Stillgewässer am und im Bienwald
Aktuelle Meldung!
Im Sommer 2009 konnte man abends an drei der Teiche eine große Zahl an Rufern des Laubfrosches hören. Es handelt sich um die stärker verkrauteten Tümpel, an denen die Teichfrösche auf dem Rückzug sind. Die ersten Laubfrösche wurden an einem Teich 2004 vernommen. Seither nimmt ihre Anzahl stetig zu, und weitere Teiche werden besiedelt.
Der Storchenverein betreut 26 Kleingewässer, die südlich und östlich der Gemeinde Steinfeld und südlich der Orte Kapsweyer, Schweighofen und Schaidt am nördlichen Bienwaldrand liegen.
Luftaufnahme der Gewässer südlich von Steinfeld
Die ersten 16 wurden zwischen 1996 und 2001 mit Landespflegemitteln angelegt. Bei der Beantragung dieser Gelder aus dem Amphibienschutzprogramm des Landes Rheinland-Pfalz waren wir zunächst noch unerfahren, und die Landespflege in Neustadt erteilte unserem ersten Antrag von 1995 eine knapp formulierte Abfuhr. Nach einigem ‚Hin und her’ klappte es dann aber doch und wir konnten bauen. Bei der Tiefbauphase des Jahres 1996 entstanden die Teiche St3, St4 und St6 - St10. Den Zuschlag bekam eine Firma, deren Inhaber es unserem damaligen Vorstandsmitglied Heinz Angermeier erlaubte, abends mit dem firmeneigenen Bagger noch eine Weile weiterzuarbeiten. So entstanden z.B. die südwärts bzw. ostwärts gerichteten Wasserzungen von St8 und St10. Den letzten Grundschliff erhielten die angehenden Amphibienteiche mit Spaten und Schippe, wodurch die Uferlinie noch abwechslungsreicher gestaltet wurde.
Die Grundstücke konnten von der Gemeinde Steinfeld angepachtet werden. Das Goldruten-Ödland um die Teiche überführten wir durch jährlich ein- bis zweimaliges Mähen in Wiesengrünland.
Vereinsmitglieder im Arbeitseinsatz Die neue Firma baggert
Die Erdarbeiten der Jahre 1997-2001 wurden von einer anderen Baufirma übernommen, bei der wir selbst nicht mehr mitbaggern durften. Der andere Unternehmer war inzwischen pleite gegangen. Die Flurstücke konnten vom Forstamt Schaidt (K2-K4) und von drei Privateigentümern (St2, St11, Sch1) angepachtet werden, wurden gekauft (St1) oder dem Verein von der Gemeinde Steinfeld zur Nutzung überlassen (CW2). Ab einem bestimmten Punkt ging es auch ohne Vertrag. Man kann sich vorstellen, daß der mit dem Anlegen der Teiche verbundene Papierkrieg und das viele Telefonieren und Termin-Absprechen manche Stunde Freizeit verschlangen, zwei Schriftführer (Dres. Moritz und Sternik) in Atem hielten und uns auch den einen oder anderen Ärger einbrachten. Aber hier soll nicht geklagt werden!
Die dritte Bauphase spielte sich im Frühjahr 2003 ab . Es entstanden 10 Amphibienteiche am Nordostrand des Flugplatzes von Schweighofen (nicht auf der Detail-Karte zu sehen). Das bemerkenswerte an dieser Aktion war, daß keine öffentlichen Gelder verbraucht wurden. Die Flugplatzbetreiber hatten nämlich die Möglichkeit, besonders kostengünstig Erde zu bewegen und stellten dies dem Storchenverein nicht in Rechnung. Der erste und der zweite Vorsitzende des Aeroclubs Schweighofen-Wissembourg hatten den ersten Vorsitzenden des Storchenvereins bei einer Informationsveranstaltung des Regionalkonzeptes Bad Bergzabern kennengelernt, und man merkte dann schnell, daß eine zukünftige Zusammenarbeit für beide Seiten vorteilhaft wäre. Was hat der Aeroclub von den Amphibienteichen? Böse Zungen meinen, der Flugplatz habe ein Image-Problem, und die Betreiber müssten ihren Kritikern deshalb durch gute Taten in Sachen Umwelt den Wind aus den Segeln nehmen. Aber was wäre daran schlimm? Würde man überall nach diesem einfachen Muster verfahren, sähe die Agrarlandschaft in Deutschland deutlich abwechslungsreicher aus! Die Zusammenarbeit zwischen dem Aeroclub und dem Storchenverein stellt ein Modellprojekt dar, das demonstriert, daß eine Freizeitnutzung von Landschaft mit den Interessen des Naturschutzes vereinbar ist, wenn beide Seiten aufeinander zugehen. Die Sportflieger von Schweighofen haben einen Überraschungscoup gelandet!
Flugplatz Schweighofen mit Teichen und Reisighaufen (Pfeile) Sportflieger beim Landeanflug
Die 26 Amphibienteiche des Storchenvereins sind Teil eines angestrebten Gewässer-Verbundsystems am nordwestlichen Bienwaldrand , das südlich der Viehstrichgemeinden mindestens 50 Amphibien-Brutgewässer umfassen sollte. Diese Anzahl von Teichen wird von Fachleuten als Untergrenze für ein gut etabliertes, ungefährdetes Schutzgebiet für Lurche angesehen. Zu den 26 jetzt schon existierenden Kleingewässern des Storchenvereins kommen noch die Teiche K1A bis K1C am Bahnhof Kapsweyer hinzu, die von dieser Gemeinde 1994 ausgehoben wurden, die beiden Kleinstgewässer der „Amphibienschutzzone“ (ASZ) des Angelsportvereins „Petriheil“ Bad Bergzabern am Franzosengraben südlich von Steinfeld und ca. fünf bis sieben feuchte Senken, Viehtränken, Reste eines Erlenbruchwaldes etc. Die nächsten ca. 15 Teiche sollen nach den Befunden und Empfehlungen von drei Diplom- bzw. Staatsexamensarbeiten angelegt werden, die unser Verein in den Jahren 2001 und 2002 im betreffenden Gebiet durchführen ließ. Die drei Examenskandidatinnen der Karlsruher Biologie wurden von Prof. Taraschewski betreut. Die gebundenen Arbeiten können in der UB der Universität Karlsruhe und beim Storchenverein ausgeliehen werden. Die Titel lauten:
Faunistische und wasserchemische Erstuntersuchung an sekundären Stillgewässern der Südpfalz. Diplomarbeit Christine Werth, 2002.
Pflanzensoziologische Untersuchungen an Amphibienteichen und fischereilich genutzten Gewässern der Südpfalz. Zulassungsarbeit Pia Scott, 2002.
Untersuchungen zur Amphibienfauna an anthropogen entstandenen Gewässern am nördlichen Bienwaldrand/Südpfalz. Zulassungsarbeit Tanja Oppelt, 2002.
In die Studien mit einbezogen wurden neben den K1-Teichen und der ASZ teilweise auch die angelsportlich genutzten Gewässer Steinfelder Panzergraben (Pg) mit Schwanenweiher, der Franzosengraben (Fg), die ebenfalls mit Fischen besetzten „Campingweiher" (Cw1, Cw3) und das Bruchbach-System. Bei dem relativ großen Waldhof-Teich handelt es sich um eine „ökologische Ausgleichsmaßnahmen, die der „Waldhof-Gärtnerei" auferlegt wurde. Durch die relativ steil abgegrabenen Ufer und den Fischbesatz ist dieses Gewässer aber im Hinblick auf Amphibien wertlos. Es befindet sich in Privatbesitz und wurde nicht mit untersucht.
Insgesamt ging es darum, festzustellen, ob die mit öffentlichen Mitteln angelegten Teiche des Storchenvereins, der Gemeinde Kapsweyer und des Angelsportvereins Bad Bergzabern tatsächlich von bedrohten Amphibien als Laichgewässer genutzt werden, welche der Kleingewässer dem Ziel der Förderung von Fröschen, Kröten und Molchen am ehesten gerecht werden und wie der „ideale" Amphibienteich des Bienwaldrandes aussehen sollte. Außerdem wollten wir wissen, ob die sekundären Stillgewässer auch bedrohten Libellen und anderen wirbellosen Tieren zugute kommen und ob sie darüber hinaus seltenen Pflanzen als Refugien dienen können. Der Schutz von Rote-Listen-Pflanzen konzentriert sich normalerweise auf Orchideen-Biotope wie Kalkmagerrasen oder auf Moore, wo das Interesse z.B. den Sonnentauarten gilt. Amphibienteiche „aus zweiter Hand“, die in ein sekundäres Kleingewässer-Verbundsystem eingebunden sind, waren bis dahin botanisch überhaupt noch nicht untersucht und bewertet worden. Logisch! Wo sonst in Deutschland gibt es so viele neu geschaffene Amphibiengewässer wie im Viehstrich am Rande des Bienwaldes?
Ergebnisse:
Anhand der erhobenen wasserchemische Daten (pH, Leitfähigkeit, Sauerstoff, Sättigung, Stickstoff und Phosphor wurden gemessen) konnte z.B. aufgezeigt werden, daß der vom Bruchbach gespeiste fischereilich genutzte Panzergraben (Pg) mit durchschnittlich 224 Mikrogramm/1 P4-P die höchste Gesamtphosphatkonzentration aufwies. Er dient als Sedimentationsbecken und Nährstoffsenke des Bruchbachs (Bb), der seinerseits landwirtschaftlich genutztes Gebiet z.B. Rhabarberfelder entwässert und daher erhöhte Phosphatgehalte zeigt. Der Weiher CW3 wird von einem Bruchbacharm durchflossen, und in die Gewässer CW1 und K1B scheint gelegentlich winterliches Hochwasser eines Bruchbacharmes überzutreten. Der zum Zeitpunkt der Untersuchung erst fünf Jahre alte Teich K2 scheint seinen leicht erhöhten Phosphatgehalt durch den herbstlichen Laubeintrag der umgebenden großen Bäume zu erlangen. Die anderen Amphibienteiche von Steinfeld (St1 - St10) und Kapsweyer (K1 - K4) liegen in offenem Gelände mit geringem Eintrag organischer Totsubstanz und nehmen daher eine nährstoffärmere Entwicklung. Interessanterweise gehört der bereits mehrere Jahrzehnte alte, nicht vom Bruchbach gespeiste, angelsportlich genutzte Franzosengraben (Fg) zu den nährstoffärmsten der untersuchten Gewässer. Hier zeigt sich erneut, daß der Phosphateintrag vom Bruchbach.
Man achte auf den hohen Phosphatgehalt im Panzergraben (Pg).
Prinzipiell sollten neu geschaffene Amphibienteiche einige Jahre lang nährstoffarm bleiben, da es aufgrund der Intensivlandwirtschaft heutzutage überall in der offenen Landschaft ein hohes Nährstoffangebot gibt, weshalb man auf den Roten Listen hauptsächlich Pflanzen- und Tierarten findet, die in ihren Biotopen auf ein geringes Angebot von Phosphor (begrenzendes Element der Primärproduktion) und Stickstoff angewiesen sind. In einem Gewässer-Verbundsystem mit vielen Kleingewässern wird aber die Biodiversität gesteigert, wenn einige Teiche mit starkem Laubeintrag darunter sind (Beispiel K2), da diese Situation von einigen bedrohten Tierarten benötigt wird.
Das Gewässer K2 zeichnet sich in Bezug auf seine Wirbellosen-Fauna durch fünf Arten der Roten Listen und Vorwarnlisten (Deutschland und Rheinland Pfalz) aus, während im nährstoffärmeren, gleich alten Teich St5 nur zwei gefährdete bzw. potentiell gefährdete Arten nachgewiesen werden konnten (Käfer, Wanzen, Libellen, Schnecken und Muscheln) wurden in der Diplomarbeit von Frau Werth erfasst). Der unmittelbar benachbarte Teich St6 brachte es dagegen auf sieben Arten, woran man erkennt, daß sich die Teiche in dieser Hinsicht z.T. ohne eindeutig erkennbaren Grund erheblich von einander unterscheiden.
Ein Teich im Alter von zwei Tagen Ein Teich im Alter von fünf Jahren
Generell stellt sich die Frage, ob man bei der Anlage von Kleingewässern das Ziel verfolgen solle, daß diese anschließend möglichst viele Rote-Liste-Arten beherbergen oder daß sie eine möglichst große Biodiversität (Artenvielfalt) aufweisen.
In der Praxis war die Frage allerdings nicht von Bedeutung, da die 29 nachgewiesenen bedrohten und potentiell bedrohten Arten in einem bunten Muster über die Teiche verteilt vorkamen. Der große Kolbenwasserkäfer Hydrophilius piceus wurde z.B. nur in zwei der 19 untersuchten Gewässer nachgewiesen, die Schnecke Stagnicola corvus gar nur in einem einzigen.
Großer Kolbenwasserkäfer • Stagnicola corvus
(ca. 5 cm) (ca. 1,5 cm)
Ein Befund trat aber sehr deutlich hervor. In Gewässern mit dichten Beständen von Sonnenbarschen (Cw1, St9, St10) herrschte eine geringe Artenvielfalt, und Rote-Liste-Arten kamen so gut wie nicht vor. In den Teichen St9 und St10 waren von unbekannter Seite bald nach ihrer Entstehung Sonnenbarsche eingesetzt worden, die sich anschließend rasant vermehrten. Ab dem Jahr 2001 verfügte der Storchenverein jedoch über eine saugstarke Schlammpumpe und einen Traktor und es gelang 2002 und 2003 in mehreren Abpumpaktionen alle Sonnenbarsche aus St9 und St10 zu entfernen. Aus Cw1 konnten diese nordamerikanischen Raubfische bisher leider nicht entfernt werden. Er ist für eine Abpumpaktion zu groß!
Sonnenbarsch-Abpumpaktion am St10
Pflanzen
In der botanischen Arbeit von Frau Scott wurden keine wasserchemischen Messungen vorgenommen. Anhand der in den Gewässern nachgewiesenen „submersen Makrophyten" (vielzellige Unterwasserpflanzen) konnte aber für jedes Gewässer ein „Makrophytenindex" berechnet werden. Lediglich beim Panzergraben war dies nicht möglich, da dort die Wasserpflanzen von den Anglern entfernt werden. Die nach Melzer (1993) für den Makrophytenindex herangezogenen Indikatorpflanzen bestätigen die hydrochemischen Ergebnisse von Frau Werth. Der Bruchbach wurde erneut als Eintragungsquelle von ( unerwünschten ) Nährstoffen identifiziert. Für den Campingweiher Cw3 wurde der höchste Nährstoffgehalt (ohne Pg) angezeigt.
Teich mit Wasserzunge (K4)
St9 und K3 stellten sich anhand ihrer Wasserpflanzen als die nährstoffärmsten Gewässer dar. Frau Scott fand zehn Rote-Liste-Arten in und an den Teichen und Gräben. Pro Gewässer (Wasserkörper und Ufer) kamen 18 - 30 Pflanzenarten vor. Insgesamt wurden 86 Arten erfaßt. Das Vorkommen der bedrohten Spezies ließ sich nicht eindeutig einem bestimmten Typus von Gewässer zuordnen, da nur maximal drei Rote-Liste-Arten pro Teich oder Graben vorkamen. Im Bezug auf die pflanzliche Artenvielfalt insgesamt zeichneten sich aber hochinteressante Trends und Befunde ab:
Die Anzahl der Arten pro Gewässer zeigte keinen signifikanten Bezug zum Alter der Teiche oder Gräben (alle untersuchten waren zwischen 7 und 60 Jahre alt, St1 und Cw2 wurden nicht untersucht, da sie noch zu wenig verkrautet waren, ASZ nicht, da man dort Arten späterer Sukzessionsstufen eingebracht hatte). Die Artenvielfalt zeigte keinen Bezug zur Gewässergröße und auch nicht zum Nährstoffgehalt eines Gewässers. Im eutrophierten Cw3 kamen zwar andere Spezies vor als im nährstoffarmen St9, aber nicht eindeutig mehr oder eindeutig weniger Arten. Die Pflanzengesellschaften in den Gewässern hatten nichts damit zutun, ob Sonnenbarsche oder andere Fische vorhanden waren. Der Sonnenbarsch-geschädigte St10 glänzte mit seiner südostwärts gerichteten wechselnassen Zunge sogar als botanisch besonders reizvoller Teich.
Die pflanzliche Artenvielfalt offenbarte aber bei den neu angelegten Amphibienteichen im Vergleich zu einander eindeutige Bezüge zur „Architektur" des Gewässers:
Teiche mit hohem Anteil an flachen wechselnassen, im Sommerhalbjahr trockenfallendem Außenbereich und mit mäandrierender Uferlinie beherbergten mehr Arten als runde Teiche mit kurzer Uferlinie und schmalerem, zeitweilig wasserbedecktem Randbereich. Pflanzen von temporär trockenfallenden Böden gehören darüber hinaus in Mitteleuropa zu den am meisten bedrohten Pflanzenarten, weshalb man sie geballt in den Roten Listen findet. Ihrem Lebensraum sollte von Seiten des Naturschutzes in Zukunft besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Unter den Rote-Liste-Arten des Untersuchungsgebietes wurden zwei Spezies in mehreren Teichen z.T. in großen Beständen nachgewiesen, der Echte Wasserschlauch (Utricularia vulgaris) und die Salzbunge (Samolus valerandi).
Echter Wasserschlauch (St10) (St9)
Beide Pflanzen kommen in Rheinland-Pfalz nur im Rheingraben in Restbeständen vor. Der Wasserschlauch durchzieht den permanent aquatischen Innenbereich der Gewässer mit seinen verzweigten, wuscheligen Schläuchen, deren klebrige Blättchen zum Fang von kleinen Wassertieren (!) dienen. Die goldgelben Blüten erheben sich an dünnen Stielen über die Wasseroberfläche. Sie erinnern an Löwenmäulchen.
Die Salzbunge gedeiht auf kiesig-sandigen, temporär wasserbedeckten Ufern von jungen Kleingewässern, weshalb man sich vorstellen kann, daß diese Pflanze hochgradig bedroht ist. Die weißen Blüten des Primelgewächses wirken zwar auf den ersten Blick unscheinbar, die schönen bodenständigen Blattrosetten haben aber einen gewissen Charme, und beim „Erstkontakt" fragt man sich sofort: „was ist das für eine Pflanze"?
Beide Rote-Liste-Arten, Salzbunge und Echter Wasserschlauch, wurden durch das neue Angebot an Stillgewässern nordwestlich des Bienwaldes deutlich gefördert. Man sollte diese Amphibien-begleitenden, Oberrhein-typischen Pflanzen im Auge behalten!
Blüte der Salzbunge
Amphibienteich mit Teichfrosch-Rufgemeinschaft Einjährige Teichfrösche (Grünfrösche)
In der Arbeit von Tanja Oppelt ging es um Amphibien, deretwegen öffentliche Gelder zum Ausheben der ersten 16 Teiche freigegeben worden waren. Die Aufgabe von Frau Oppelt bestand darin, festzustellen, welche Lurcharten im Untersuchungsgebiet vorkommen, in welchen Gewässern sie ablaichen, in welchen Laichgewässern die Überlebensraten am höchsten sind, und wie der ideale Amphibienteich des Bienwaldrandgebietes aussehen sollte.
Es konnte nachgewiesen werden, daß die Arten Fadenmolch, Teichmolch, Erdkröte, Springfrosch, Grasfrosch und „Teichfrosch" (Wasserfrosch-Komplex) in fast allen der untersuchten Gewässer ablaichten. Laichballen des in Rheinland-Pfalz als „stark gefährdet" eingestuften Springfrosches (Rana dalmatina) wurden sogar in allen Gewässern gefunden (Pg, Fg und Cw3 schloß Frau Oppelt aus technischen Gründen nicht in ihre Feldstudie ein, dafür Cw2, der bei Werth und Scott nicht berücksichtigt wurde). Für die ebenfalls im Gebiet vorkommenden Spezies Wechselkröte und Laubfrosch gelang kein Ablaichnachweis. Die Wechselkröte (Bufo viridis) scheint vorwiegend im Siedlungsbereich (Steinfeld, Kapsweyer) in Gartenteichen, Viehtränken etc. zu reproduzieren, außerdem im Gelände der Gärtnerei Waldhof, wo aber offenbar das Laichbiotop des Jahres 2002, eine Vertiefung in einem Acker, inzwischen beseitigt wurde. Der Laubfrosch (Hyla arborea) hat südlich der Viehstrich-Dörfer Minfeld und Freckenfeld neue Populationen aufgebaut. Südlich von Steinfeld hört man aber bisher nur einzelne Rufer am St3, einem bereits stark verkrauteten Teich, in dem 2003 allerdings Zwergtaucher brüteten, eine Vogelart zu deren Beutetieren auch Kaulquappen zählen...
Der Springfrosch legte seine Laichballen bevorzugt in Teichen ab, die unmittelbar am Bienwald liegen (z.B. K 4) und die beiden Molcharten wurden in diesen waldnahen Gewässern (z.B. K3) in größter Dichte angetroffen. Die adulten Springfrösche und die Molche scheinen sich während ihrer Landgangsphase vorwiegend im Bienwald aufzuhalten. Die anderen Amphibienarten zeigten keine deutlichen Bezug zum Bienwald. Insgesamt konnte festgestellt werden, daß Teiche mit besonders flachem Außenbereich und lang ausgezogenen Flachwasserzungen (z.B. St8) in puncto Ablaichen die größte Attraktivität besaßen.
Laichteppich der Grasfrösche in Cw1, einem der Sonnenbarsch-Teiche
Durch regelmäßiges repräsentatives Auszählen und Ausmessen der Kaulquappen und Molchlarven konnte deren Überlebensrate und Abwuchs in den einzelnen Teichen verfolgt werden. Das Wachstum der Larven war überall gleich. Die Überlebensrate zeigte aber große Unterschiede. In den Teichen mit Sonnenbarschen (Cw1, St9 und 10) überlebten keine oder nur sehr wenige (St10 war im Herbst 2001 schon einmal halb abgefischt worden) Larven. Im Springfrosch-Teich (K4) hatte jemand im Frühjahr 2002 große Mengen an Getreideschrot und Weizenkörnern ausgebracht. Die dadurch sehr zahlreich angelockten Stockenten und Schwäne veränderten die Überlebensbedingungen der Amphibienlarven dann offenbar in solch negativer Weise, daß 2002 in diesem Gewässer bei den Springfröschen kein Reproduktionserfolg erzielt wurde. Ein Vorstandsmitglied des Storchenvereines sprach deshalb mit dem Jagdpächter des Gebietes um K4 und bekam die Zusage, daß in Zukunft keine Enten mehr angefüttert werden sollten. Die erst im Sommer ablaichenden grünen Teichfrösche (Rana kl. esculenta) waren von der Fütterungsaktion nicht betroffen, ihre Kaulquappen überlebten im K4 in angemessener Weise. Diese "Hybridart" ist in Rheinland-Pfalz zwar nicht unmittelbar gefährdet, ihr zahlreiches Auftreten fördert aber bedrohte Arten wie die Ringelnatter, die sich von ihnen ernährt, außerdem schaffen diese lautstarken Frösche durch ihr Quakkonzert bei der Bevölkerung Sympathie für Amphibien.
Die hier in Auszügen wiedergegebenen Untersuchungen lassen folgende auch für andere Regionen interessante Rückschlüsse und Forderungen zu:
Südlich der Ortschaften Steinfeld und Kapsweyer befindet sich ein gut etabliertes Amphibienschutzgebiet. Es sollte Richtung Schweighofen-Altenstadt (westwärts) ausgebaut werden. Auch ostwärts und westwärts des Steinfelder Zentrums gibt es noch Lücken im Gewässerverbundsystem zu schließen.
Der unmittelbare Bienwaldrand scheint die besten Lagen für weitere Teiche zu bieten. Aber zur Förderung einzelner Arten, z.B. der Wechselkröte, sollte man auch einige Spezialteiche, z.B. besonders flache Kleinstgewässer im Bereich der Waldhof Gärtnerei anlegen.
Beim Ausheben der weiteren Laichgewässer werden wir eine noch größere, noch auslappendere Flachwasser-Randzone schaffen als bisher.
Einige der bereits existierenden Teiche sollte man auf natürliche Weise altern und verkrauten lassen, bei den meisten aber zumindest die Gehölzinitialbestände an den Ufern regelmäßig entfernen. Bei anderen Gewässern bietet sich an, Uferbereiche alle paar Jahre freizuschieben. Auf diese Weise werden viele unterschiedliche Nischen erhalten und geschaffen, woraus eine hohe Biodiversität resultiert.
Bei der Schaffung weiterer Teiche wird der sandig-kiesige Aushub wie bisher auf einer Gewässerseite oberflächlich ausgebreitet, wodurch vegetationsarme Aufwärmplätze für Insekten und Reptilien entstehen und an Nährstoffarmut und Trockenheit angepaßte Pflanzen gedeihen können. Auch hat sich bewährt, die Strukturvielfalt und damit die tierische Artenvielfalt des umliegenden Geländes durch Totholz- und Steinhaufen und durch einzelne Büsche zu erhöhen.
Sonnenbarsche (in der Regel eingesetzt) und/oder andere Fische sollten nicht in Amphibienteichen vorkommen.
Das Anfüttern von Wassergeflügel für die Jagd muß in Amphibienteichen (und anderswo) unbedingt unterbleiben.
Im Naturschutz hat es sich im Hinblick auf die „Herzen der Menschen" bewährt den Schutz von Schlüsselarten wie Weißstorch oder Wachtelkönig in den Vordergrund zu stellen. Solche Schlüsselarten müssen leicht zu identifizieren sein und einen hohen Sympathiewert besitzen. Wenn sie dann noch attraktiv aussehen und hochgradig bedroht sind, eignen sie sich als Zugpferde und Galionsfiguren des Natur- und Landschaftsschutzes.
Für das Gewässerverbundsystem am nordwestlichen Bienwald bieten sich als Sympathieträger an:
der Weißstorch (man sieht ihn im Flachwasser der Teiche stehen),
der Laubfrosch (unverwechselbare Märchenfigur. Es wird sehr bald eine größere, lautstarke Population im Gebiet geben),
der Springfrosch (der in Rheinland-Pfalz stark gefährdete Frosch stellt eine Charakterart des Bienwaldes dar),
der Große Kolbenwasserkäfer (er ist größer als ein Gelbrandkäfer und unverwechselbar),
der Echte Wasserschlauch (eine attraktive Charakterart des Oberrheingebietes),
die Salzbunge (unverwechselbar, oberrheintypisch).
Im Zuge der Förderung dieser Leitarten wird dann auch weniger auffälligen und schwieriger zu bestimmenden Arten wie der Südlichen Binsenjungfer (Lestes barbarus) der nötige Schutz zukommen. Diese Libelle ist in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedroht!. Ihre Larven wurden in K2 und K3 nachgewiesen, fliegende Imagines in der Nähe beobachtet (siehe Artenliste
Libellen setzen).
Kleinlibellenschwarm über der Wasseroberfläche von Cw4. Man erkennt einen
dichten Rasen von Armleuchteralgen (Chara vulgaris) auf dem Gewässergrund.
Am Schluß des Beitrages über die Gewässer- und Feuchtbiotope des Storchenvereins soll eine Prognose über die zukünftige Entwicklung der 10 Amphibienteiche am Flugplatz Schweighofen gewagt werden. Diese Kleinstgewässer reihen sich wie Perlen an einer Schnur. Im Winterhalbjahr stehen sie teilweise miteinander in Verbindung, im Hochsommer trocknen sie teilweise aus. Ihre nähere Umgebung besteht aus oberflächlich ausgebreitetem sandigem Kies und dem immer kurz rasierten Flugfeld und umfaßt auch eine (Halb-)Magerwiese mit zahlreichen bedrohten Pflanzen und Insekten, eine Steinaufschüttung entlang einer Bahnlinie und einen Fußballplatz. Dieses kleinräumig strukturierte Landschaftsmosaik, in dem es auch Reisighaufen, offene Holzschuppen und südwärts gerichtete Sandabbruchkanten gibt, stellt aus Blickwinkel des Amphibienschutzes betrachtet ein Wechselkröten- und Kreuzkröten-Biotop dar. Die Wechselkröte kommt im Bereich der Waldhofgärtnerei und in den Viehstrich-Dörfern bereits vor und sollte sich somit in allernächster Zeit an den neuen Teichen einfinden. Im Bezug auf die noch bedrohtere Kreuzkröte ist dies fraglich. Die nächsten Vorkommen existieren am Südostrand des Bienwaldes in der Nähe von Scheibenhardt, Berg und Lauterbourg...
Wechselkröte Kreuzkröte (man beachte den Rückenstrich!)
Wer sich keinesfalls einfinden sollte, ist der amerikanische Ochsenfrosch, der sich bereits rechtsrheinisch ausgebreitet hat. Das Foto zeigt einen sezierten Ochsenfrosch aus einem Altarm bei Leopoldshafen (nördlich von Karlsruhe). In seinem Magen befand sich ein ausgewachsener, einheimischer Teichfrosch.
Wer weitere Einzelheiten zu den Gewässer- und Feuchtbiotopen des Storchenvereines wissen möchte, sollte die drei wissenschaftlichen Arbeiten lesen oder mit einem Vorstandsmitglied des Vereines Kontakt aufnehmen.