"Die Rheinpfalz" vom 22.05.2004

Vereinsfeste

Bericht vom Storchenfest

Der Storchenverein führt – meist an Himmelfahrt – sein Storchenfest durch.

Die Rheinpfalz vom 22.05.2004 berichtete:

STEINFELD: Storchenfest am Donnerstag mit Kräuter- und Biotopführung - Spieleparcours und Storchenshop mit Fanartikel

Gemeinsames Quaken

gegen „feindliche" Flugzeuge

Wetthüpfen mit dem Klapperstorch: Lena, Philipp und Helmut haben ihren Spaß im Spieleparcours des Storchenfests

rund um das Motto „Kinder und Natur“. Foto: Thüring.

Seit 1998 lebt das Storchenpaar mit in diesem Jahr drei Jungen auf dem Dach der Wiesentalhalle in Steinfeld. Den zahlreichen Besuchern des Storchenfestes am Donnerstag gewährte ein in der Halle aufgestellter Monitor intime Einblicke in das Familienleben der Störche in luftiger Höhe. Diese zeigten sich indes unbeeindruckt vom Lärm hunderter von Besuchern und Pommesgeruch und zogen majestätisch ihre Kreise über dem Geschehen.

Eine Biotopwanderung brachte den Besuchern des Storchenfestes schließlich die Welt von „Meister Adebar" noch ein großes Stück näher. Geführt wurde sie von Professor Dr. Horst Taraschewski, Erster Vorsitzender des Vereins zum Schutze des Weißstorchs, der das Storchenfest veranstaltet. Zum Klappern der Störche und vorbei an neugierigen Kanadagänsen ging es zu einem der 25 Biotope, die der Verein angelegt hat. Klar wurde, warum der Storch vielerorts seinen Lebensraum verlassen hat. Er findet auf den „fetten" Wiesen keine Start- und Landeplätze mehr und traut sich auch nicht hinein, weil er in dem hohen Gras Feinde fürchtet, die er nicht sehen kann.

Taraschewski führte den Teilnehmern eine„ Starwiese" des Naturschutzes vor, die dem Verein gehört und ideale Bedingungen für die Störche, aber auch für viele Pflanzen und Tiere in der Nahrungskette bietet, an deren letzter Stelle der Storch steht. Im Gänsemarsch ging es zu einem acht Jahre alten Feuchtbiotop, einem Amphibien und Reptilienteich. Glasklares Wasser ließ viele Besitzer von veralgten Gartenbiotopen neidisch blicken. Die Erklärung, dass Fische nicht in ein solches Biotop gehören, weil dann Algenfresser wie Flöhe, Krebschen und Hüpferlinge nicht überleben, machte dann aber vielleicht nicht jeden glücklich. Das Erstaunen bei allen Zuhörern über die unglaubliche Vielfalt der Welt unter und über Wasser, von blau schillernden Libellen bis hin zu Bisamratten, auf die abgefressene Rohrkolben hindeuteten, war groß.

Ein Konzert der besonderen Art gaben unisono die Frösche. Das Geräusch eines vorbeifliegenden Motorflugzeugs werteten sie als „Konkurrenzgebaren" anderer Frösche und versuchten, mit lautstarkem gemeinsamem Gequake die „Feinde" abzuschrecken. Ein Stück heile Welt, das manchen sicher zum Nachdenken brachte. Der Biotopwanderung schloss sich eine ebenso interessante Kräuterwanderung mit dem Botaniker Mario Fassen an.

Mit Imagewerbung für den Storch versucht der Verein sogar der demographischen Entwicklung entgegenzuwirken: „Es gibt wieder Störche in der Südpfalz und sie nehmen ihre Aufgabe ernst", war da zu hören.

Den morgendlichen ökumenischen Gottesdienst, der eine beschwingt heitere Note hatte, gestalteten die Pfarrer Josef Metzinger aus Steinfeld und Horst Schneider aus Freckenfeld. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Liederkranz 1900 „Good News" aus Steinfeld und der Jagdhornbläsergruppe aus Bad Bergzabern. Ministerpräsident Kurt Beck, der Schirmherr der Veranstaltung, dankte dem Verein zum Schutze des Weißstorchs für seinen Einsatz - nicht nur für die Störche, sondern auch für die Natur am Viehstrich. Auch Ortsbürgermeisterin Marie-Therese Müller sprach dem Verein ihre Anerkennung für ehrenamtliches Engagement aus, das „der Gemeinde und dem Viehstrich zugute kommt'. Aus Lobsann im Elsass war der bekannte „Storchenvater" Dr. Alfred Schierer angereist, der dem Ministerpräsidenten einen Krug mit einem Storch überreichte.

Schwerpunkte des Festes in diesem Jahr waren Kinder und Natur. Ein Spieleparcours war aufgebaut, der über einfallsreiche und witzige Mitmach-Stationen zu einer kleinen Belohnung führte. In der Halle zeigte eine Ausstellung Störche in der Südpfalz und die Besucher staunten, an wie vielen Orten sie sich wieder angesiedelt haben. Ein Storchenshop mit Fanartikeln, Devotionalien und Postkarten mit Südpfalzmotiven rückte den Storch als wichtigen Imageträger für Naturschutz ins rechte Licht.

Sonja Pfundstein